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Die Kosmischen Gesetze - Hermetische Lehre


 

Die Hermetische Philosophie

 

"Die Lippen der Weisheit sind verschlossen, ausgenommen
für die Ohren des Verstehens." - Das Kybalion

 

Die grundlegenden esoterischen und okkulten Lehren, welche seit mehreren tausend Jahren die Philosophien aller Rassen, Nationen und Völker so stark beeinflusst haben, sind vom alten Ägypten gekommen.

Ägypten, die Heimat der Pyramiden und der Sphinxe, war der Geburtsort der verborgenen Weisheit und der mystischen Lehren. Von seiner Geheimlehre haben alle Nationen geborgt. Indien, Persien, Chaldäa, Medea, China, Japan, Assyrien, das alte Griechenland und Rom und andere alte Länder nahmen an dem Fest der Wissenschaften teil, welches die Hierophanten und Meister aus dem Lande der Isis freigebig bereiteten.

Die ägyptischen Meister ließen freilich nur solche daran teilnehmen, die dazu vorbereitet waren, von den großen Schätzen an mystischem und okkultem Wissen zu genießen, von diesen Schätzen, welche die Meister dieses alten Landes gesammelt hatten. Im alten Ägypten wohnten die großen Adepten und Meister, die seit den Tagen des Großen Hermes selten erreicht und niemals übertroffen wurden.

In Ägypten wohnte die Große Loge der Logen der Mystik. Ihre Tempeltore wurden von den Neophyten betreten, die dann als Hierophanten, Adepten und Meister an alle vier Enden der Welt reisten und das kostbare Wissen mit sich trugen, das sie gerne an Würdige weitergeben wollten.

Alle Schüler des Okkultismus anerkennen es, dass sie tief in der Schuld dieser ehrwürdigen Meister des alten Ägypten stehen. Einmal aber weilte unter diesen großen Meistern des alten Ägypten einer, von dem sie als "dem Meister der Meister" sprachen. Dieser Mann - wenn er wirklich ein Mensch war - wohnte in den frühesten Zeiten in Ägypten. Er war als Hermes Trismegistus bekannt. Er war der Vater der okkulten Weisheit, der Begründer der Astrologie, der Entdecker der Alchimie.

Die Einzelheiten seiner Lebensgeschichte sind während der langen Jahrtausende verloren gegangen. Aber mehrere alte Länder stritten sich um die Ehre, sein Geburtsland zu sein und dies schon vor Tausenden von Jahren. Die Zeit seines Aufenthaltes in Ägypten - seiner letzten Inkarnation auf unserem Planeten - ist nicht bekannt, man verlegt sie aber in die Tage der ältesten Dynastien Ägyptens lange vor Moses Zeiten. Die größten Autoritäten sehen ihn als einen Zeitgenossen Abrahams an und manche jüdische Traditionen gehen so weit, zu behaupten, dass Abraham einen Teil seines mystischen Wissens von Hermes erhalten habe.

Als die Jahre nach seinem Scheiden von diesem Daseinsplan vergingen (die Überlieferung erzählt, dass er dreihundert Jahre im Körper lebte), vergötterten die Ägypter Hermes und machten ihn unter dem Namen Thoth zu einem ihrer Götter, und nannten ihn "Hermes, den Gott der Weisheit".

Die Ägypter verehrten ihn durch viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende, nannten ihn den "Schriftgelehrten Gottes" und wendeten für ihn ausdrücklich seinen alten Titel "Trismegistus" an, was bedeutet "Der Dreimal Große", der "Große Große", der "ganz Große" usw. In allen alten Ländern wurde der Name des Hermes Trismegistus, der gleichbedeutend ist mit "Quelle der Weisheit", verehrt.

 

Sogar noch heute gebrauchen wir den Ausdruck "hermetisch" in dem Sinne von "geheim", "so fest verschlossen, dass nichts entweichen kann" und dergleichen. Und dies deswegen, weil die Anhänger des Hermes immer den Grundsatz der Geheimhaltung ihrer Lehren hochhielten. Sie warfen nicht "Perlen vor die Säue", sondern hielten an der Lehre "Milch für Säuglinge, Fleisch für starke Männer" fest. Beide Sätze sind den Lesern der christlichen Schriften bekannt, beide Sätze aber wurden schon Jahrhunderte vor der christlichen Zeit im alten Ägypten angewendet.

Und diese Politik der Vorsicht in der Verbreitung der Wahrheit hat die Hermetiker zu allen Zeiten charakterisiert, auch noch in unseren Tagen.

 

Die hermetischen Lehren kann man in jedem Land, in jeder Religion finden, niemals aber identifiziert mit einer einzelnen religiösen Sekte. Dies ist deshalb so, weil die alten Lehrer immer davor warnten, die Geheimlehre in einem Glaubensbekenntnis erstarren zu lassen. Für jeden Geschichtsforscher ist die Weisheit dieser Vorsicht offenkundig.

Der alte Okkultismus Indiens und Persiens degenerierte, weil die Lehrer zu Priestern wurden und Theologie und Philosophie vermengten mit dem Ergebnis, dass der Okkultismus Indiens und Persiens sich nach und nach in den Massen des religiösen Aberglaubens, der Kulte, der Glaubensbekenntnisse und der "Götter" verlor.

Ebenso war es im alten Griechenland und Rom. So war es auch mit den hermetischen Lehren der Gnostiker und der ersten Christen; sie gingen zur Zeit Konstantins verloren. Konstantin erstickte die Philosophie durch die Theologie. So verlor die christliche Kirche ihr wahres Wesen und ihren wahren Geist und musste sich durch mehrere Jahrhunderte tasten, ehe sie den Weg zum alten Glauben zurückfand. Alle aufmerksamen Beobachter bemerken die Anzeichen dafür, dass die Kirche nun kämpft, um ihre alten mystischen Lehren zurückzuerhalten.

 

Aber es hat immer einige treue Seelen gegeben, welche das Licht erhielten, es sorglich pflegten und nicht verlöschen ließen. Dank diesen starken Herzen, diesen furchtlosen Geistern besitzen wir noch heute die Wahrheit. Diese Wahrheit ist jedoch nur selten in Büchern zu finden. Sie wurde vom Meister zum Schüler, vom Eingeweihten zum Neophyten von Mund-zu-Ohr weitergegeben.

Wenn sie überhaupt niedergeschrieben wurde, dann wurde ihre Bedeutung unter alchimistischen und astrologischen Ausdrücken so verschleiert, dass nur derjenige, der den Schlüssel besaß, sie richtig lesen konnte. Diese Verschleierung war wegen der Verfolgung seitens der mittelalterlichen Theologen notwendig, welche die Geheimlehre mit Feuer und Schwert bekämpften, mit Marterpfählen, Galgen und Kreuz.

Noch heutzutage kann man nur wenige zuverlässige Bücher über die hermetische Philosophie finden, obwohl in vielen Büchern aus den verschiedensten Phasen des Okkultismus sehr oft darauf Bezug genommen wird. Und doch ist die hermetische Philosophie der einzige Meisterschlüssel, welcher alle Tore der okkulten Lehre öffnen wird.

 

In frühen Zeiten gab es eine Sammlung gewisser grundlegender hermetischer Lehren, vom Lehrer dem Schüler mitgeteilt, welche als "Das Kybalion" bekannt war. Die genaue Bedeutung dieses Wortes ist seit Jahrhunderten verloren gegangen. Diese Lehren jedoch sind vielen bekannt, denen sie im Lauf der Jahrhunderte mündlich überliefert worden sind. So viel wir wissen, sind Kybalions Regeln niemals niedergeschrieben oder gedruckt worden.

Das Kybalion war nur eine Sammlung von Maximen, Axiomen und Regeln, die jedem Außenstehenden unverständlich waren, sie wurden aber von den Schülern wohl verstanden, nachdem all die Axiome, Maxime und Regeln den Neophyten von den Eingeweihten erklärt und erläutert worden waren.

 

Diese Lehren bildeten tatsächlich die Grundlagen für die "Kunst der hermetischen Alchimie" welche - im Gegensatz zu den allgemeinen Ansichten - in der Bemeisterung der mentalen Kräfte bestand, viel mehr als in der Beherrschung der materiellen Elemente.

Die hermetische Alchimie bestand in der Transmutation von mentalen Schwingungen in andere Schwingungen, nicht in der Umwandlung einer Metallart in ein anderes Metall.

Die Legende vom "Stein der Weisen", welcher niedere Metalle in Gold verwandeln sollte, war eine Allegorie der hermetischen Philosophie, die von allen Studenten der wahren Hermetik wohl verstanden wurde.

 

In diesem kleinen Buch fordern wir die Schüler auf, die hermetischen Lehren zu untersuchen - die Lehren, die im Kybalion enthalten sind und von uns erklärt werden, von uns bescheidenen Schülern der Lehre. Wir tragen wohl den Titel von Eingeweihten, sind aber doch noch Schüler zu Füßen des Meisters Hermes.

Wir teilen euch in diesem Buch viele von den Maximen, Axiomen und Regeln aus dem Kybalion mit und versehen sie mit Erklärungen und erläuternden Beispielen, da wir glauben, dass diese das Verständnis erleichtern werden.

Der Originaltext ist für den modernen Schüler schwer verständlich, da er von dunklen Ausdrücken absichtlich verschleiert ist. Die originalen Maxime, Axiome und Regeln aus dem Kybalion erscheinen unter Anführungszeichen und sind im Text eingerückt, unsere eigenen Worte sind normal gedruckt.

Wir hoffen, dass die Schüler, denen wir dieses kleine Werk anbieten, ebenso viel Nutzen aus dem Studium des Buches ziehen mögen, wie die vielen, die auf dem Pfade der Meisterschaft vorangegangen sind während der Jahrhunderte, die seit den Tagen des Hermes Trismegistus, des Meisters der Meister, des Großen Großen, verflossen sind.

 

Nach den Worten im Kybalion:

 

"Wohin die Schritte der Meister fallen, da öffnen sich weit

die Ohren derjenigen, die bereit sind für ihre Lehre." - Das Kybalion

 

"Wenn die Ohren des Schülers bereit sind zu hören, dann kommen

die Lippen, sie mit Weisheit zu fällen." - Das Kybalion

 

... sodass übereinstimmend mit den Lehren dieses Buch die Aufmerksamkeit derer erregen wird, welche bereit sind, die Lehren zu empfangen. Und gleicherweise, wenn der Schüler für die Wahrheit reif ist, dann wird dieses kleine Buch zu ihm - oder zu ihr - kommen. Denn so ist das Gesetz. Das hermetische Prinzip von Ursache und Wirkung, in seinem Aspekt vom Gesetz der Anziehung, wird Lippen und Ohr, Schüler und Buch zusammenführen. Möge es so sein!

 

Die sieben hermetischen Prinzipien

 

"Der Prinzipien der Wahrheit sind sieben; derjenige, der sie kennt und

versteht, besitzt den Meister-Schlüssel, durch dessen Berührung alle

Tore des Tempels sich öffnen." - Das Kybalion

 

Die sieben hermetischen Prinzipien, auf welchen die ganze hermetische Philosophie beruht, sind folgende:

 

1. Das Prinzip der Mentalität

2. Das Prinzip der Entsprechung

3. Das Prinzip der Schwingung

4. Das Prinzip der Polarität

5. Das Prinzip des Rhythmus

6. Das Prinzip von Ursache und Wirkung

7. Das Prinzip des Geschlechts.


 

2.1 Das Prinzip der Mentalität

 

"Das All ist Mind*; das Universum ist mental." - Das Kybalion

 

*Es gibt kein deutsches Wort, das der Bedeutung des englischen Wortes "mind" ganz entsprechen würde. Darum wurde in der Übersetzung das englische Wort "mind" (sprich meind) beibehalten. Das menschliche Mind ist das, was im Menschen denkt und fühlt. Unter dem Mind des All ist jener Aspekt des All zu verstehen, in dem das All denkt und fühlt. Mind ist das Substantiv vom Adjektiv mental, das auch im Deutschen gebräuchlich ist. Ich empfehle die Übersetzung "Alles ist Geist, alles ist geistig"

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles Geist ist."

Es erklärt, dass das All (das All ist wesentliche Wirklichkeit, die allen äußeren Manifestationen und Erscheinungen, welche wir unter den Ausdrücken "das materielle Universum", "die Erscheinung des Lebens", "Materie", "Energie" erkennen, kurz allem, was unseren materiellen Sinnen wahrnehmbar ist, zugrunde liegt) Spirit ist, welches in sich selbst unerkennbar und undefinierbar ist, welches aber gedacht und betrachtet werden kann als universeller, unendlicher, lebender Geist.

Dieses Prinzip erklärt auch, dass die Erscheinungswelt oder das Universum nichts anderes ist als eine mentale Schöpfung des Alls, den Gesetzen der erschaffenen Dinge unterworfen, dass das Universum, als Ganzes und in seinen Teilen und Einzelwesen im Geist des Alls existiert, in dessen Geist wir "leben und uns bewegen und unser Sein haben".

Dadurch, dass dieses Prinzip die mentale Natur des Universums offenbart, erklärt es leicht all die verschiedenen mentalen und psychischen Phänomene, welche so oft die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenken, die aber ohne eine solche Erklärung unverständlich bleiben und jeder wissenschaftlichen Behandlung trotzen.

Das Verständnis dieses großen hermetischen Prinzips befähigt das Individuum, die Gesetze des mentalen Universums zu erfassen und zu seinem Nutzen und Fortschritt anzuwenden.

Der hermetische Schüler kann die großen mentalen Gesetze intelligent anwenden, statt sie zufällig zu benützen. Hat er den Meister-Schlüssel in seinen Händen, dann kann der Schüler die zahlreichen Tore des mentalen und psychischen Weisheitstempels öffnen und ihn frei und intelligent betreten.

Dieses Prinzip erklärt die wahre Natur von "Energie", "Macht" und "Materie", es erklärt, warum und wie all dies der Beherrschung des Geistes unterworfen ist.

Vor langen Jahren schrieb ein alter hermetischer Meister: "Wer die Wahrheit von der mentalen Natur des Universums erfasst hat, ist wohl vorgeschritten auf dem Pfade der Meisterschaft."

Und diese Worte sind heute ebenso wahr wie zu der Zeit, da sie niedergeschrieben wurden. Ohne diesen Meister-Schlüssel (Salomons Schlüssel) ist Meisterschaft unmöglich und der Schüler pocht ohne ihn vergeblich an die Tore des Tempels.

 

2.2 Das Prinzip der Entsprechung

 

"Wie oben, so unten; wie unten, so oben." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass es immer eine Übereinstimmung zwischen den Gesetzen und Erscheinungen auf den verschiedenen Plänen von Sein und Leben gibt.

Das alte hermetische Axiom heißt: "Wie oben, so unten; wie unten, so oben."

Das Erfassen dieses Prinzips gibt uns die Mittel zur Lösung vieler dunkler Paradoxe und verborgener Naturgeheimnisse. Es gibt Pläne jenseits unseres Erkennungsvermögens; wenn wir aber das Prinzip der Entsprechung anwenden, können wir viel verstehen, was uns sonst unerkennbar bliebe. Dieses Prinzip kann allgemein angewendet werden, es offenbart sich überall auf den verschiedenen Plänen des materiellen, des mentalen und des spirituellen Universums, es ist ein universales Gesetz. Die alten Hermetiker betrachteten es als eines der wichtigsten mentalen Mittel, durch welche der Mensch die Hindernisse beseitigen kann, die das Unbekannte seinen Blicken verbergen. Wenn man dieses Prinzip anwendet, kann es einem gelingen, sogar den Schleier der Isis so weit zu lüften, dass ein Schimmer vom Antlitz der Göttin erhascht werden kann.

 

Ebenso wie die Anwendung der geometrischen Lehrsätze den Menschen befähigt, von seiner Sternwarte aus ferne Sonnen und ihre Bewegungen zu messen, so kann der Mensch mit Hilfe es Prinzips der Entsprechungen intelligent vom erkannten auf das Unbekannte schließen. Wenn er die Monade studiert, versteht er die Erzengel.

 

2.3 Das Prinzip der Schwingung

 

"Nichts ruht; alles bewegt sich; alles schwingt." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles in Bewegung ist", dass "nichts still steht", dass "alles schwingt".

Das sind Tatsachen, welche die moderne Wissenschaft bestätigt und welche jede neue wissenschaftliche Entdeckung zu bestätigen geeignet ist. Und doch wurde dieses hermetische Prinzip schon vor tausenden von Jahren durch die aItägyptischen Meister ausgesprochen.

 

Dieses Prinzip erklärt, dass die Unterschiede zwischen den verschiedenen Manifestationen von Materie, Energie und sogar Geist hauptsächlich auf abweichenden Schwingungsgraden beruhen. Im All, welches reiner Geist ist, hernieder zu den gröbsten Formen der Materie,

 

ist alles in Schwingung;

 

je höher die Schwingung, desto höher der Platz in der Stufenleiter.

 

Die Schwingung des reinen Geistes (Spirit) ist von einem so unendlichen Grad von Intensität und Schnelligkeit, dass sein Zustand praktisch dem der Ruhe gleichkommt geradeso, wie ein sich rasch drehendes Rad bewegungslos erscheint. Und am anderen Ende der Leiter gibt es grobe Formen der Materie, deren Schwingungen so langsam sind, dass sie in Ruhe zu sein scheinen.

 

Zwischen diesen Polen gibt es Millionen über Millionen von verschiedenen Schwingungsgraden.

 

Vom Körperteilchen und Elektron, vom Atom und Molekül zu Welten und Universen ist alles in schwingenden Bewegung. Dies trifft zu auf den Plänen von Energie und Kraft (welche nur verschiedene Grade von Schwingung sind), ebenso wie auf den mentalen Plänen (deren Zustand von Schwingungen abhängt), ja sogar auf den spirituellen Plänen.

 

Wer dieses Prinzip versteht und die dazu gehörigen Formeln kennt, kann seine eigenen mentalen Schwingungen beherrschen, wie auch die mentalen Schwingungen anderer. Die Meister wenden dieses Prinzip auch dazu an, Naturerscheinungen auf mannigfache Art zu besiegen.

 

"Wer das Prinzip der Schwingung versteht, hat das Szepter der Macht erlangt"

sagt ein alter Schriftsteller.

 

2.4 Das Prinzip der Polarität

 

"Alles ist zweifach, alles ist Pole; alles hat seine zwei Gegensätze;

Gleich und Ungleich ist dasselbe. Gegensätze sind ihrer Natur nach

identisch, nur im Grad verschieden; Extreme begegnen einander;

alle Wahrheiten sind nur Halb-Wahrheiten; alle Paradoxa können

in Übereinstimmung gebraucht wenden." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass "alles zweifach ist", dass "alles zwei Pole hat", dass "alles seine zwei Gegensätze hat". Alle diese Sätze sind alte hermetische Axiome.

Das Prinzip erklärt die alten Paradoxe, die so viele Menschen verblüfft haben, indem sie feststellen, "Thesis und Antithesis sind ihrer Natur nach identisch, nur im Grad verschieden"; "Gegensätze sind dasselbe, sie unterscheiden sich nur im Grad"; "Jedes Paar von Gegensätzen kann in Übereinstimmung gebracht werden"; "Extreme begegnen sich"; "Alles ist und ist nicht zu gleicher Zeit"; "Alle Wahrheiten sind nur Halbwahrheiten"; "Jede Wahrheit ist halb falsch"; "Jedes Ding hat zwei Seiten" usw. usw.

 

Es erklärt, dass alles zwei Pole oder entgegengesetzte Aspekte hat, dass Gegensätze in Wirklichkeit nur die zwei Extreme desselben Dinges sind mit vielen verschiedenen Graden zwischen den beiden.

 

Um dies zu erläutern: Hitze und Kälte, obwohl "Gegensätze", sind tatsächlich dasselbe, die Unterschiede bestehen nur in den Graden eines und desselben Dinges. Schau auf dein Thermometer und suche den Punkt zu entdecken, bei dem "Hitze" endet und "Kälte" beginnt! Es gibt keine absolute Hitze oder absolute Kälte - die zwei Ausdrücke Hitze und Kälte bezeichnen nur verschiedene Grade desselben Dinges, und dieses selbe Ding, welches als Hitze und Kälte erscheint, ist nur eine Form, eine Variation und ein Grad von Schwingung. So sind Hitze und Kälte einfach die zwei Pole von dem, was wir Wärme nennen - und die hiervon abhängenden Erscheinungen sind Äußerungen des Prinzips der Polarität.

 

Das gleiche Prinzip äußert sich auch im Falle von "Licht und Dunkelheit", welche dasselbe sind; die Unterschiede bestehen nur in den verschiedenen Graden zwischen den beiden Polen der Erscheinung. Wo hört Dunkelheit auf und wo beginnt das Licht? Was ist der Unterschied zwischen "groß und klein", zwischen "hart und weich", zwischen "schwarz und weiß", zwischen "scharf und stumpf", zwischen "leise und laut", zwischen "hoch und niedrig" "zwischen positiv und negativ"?

 

Das Prinzip der Polarität erklärt diese Paradoxe und kein anderes Prinzip kann es beiseite stellen.

 

Das gleiche Prinzip wirkt auch auf dem mentalen Plan.

Nehmen wir ein radikales und extremes Beispiel: "Liebe und Hass", zwei mentale Zustände, die anscheinend ganz verschieden voneinander sind. Und dennoch gibt es Grade des Hasses und Grade der Liebe und einen mittleren Punkt, an welchem wir die Ausdrücke Gefallen und Missfallen gebrauchen; diese Ausdrücke gehen aber so nach und nach ineinander über, dass wir manchmal nicht wissen, ob uns etwas gefällt oder missfällt oder keines von beiden. Und alles sind nur Grade desselben Dinges.

Du wirst das einsehen, wenn du einen Augenblick darüber nachdenkst. Ja, man kann noch weiter gehen (die Hermetiker halten dies von noch größerer Wichtigkeit): es ist möglich, die Schwingungen des Hasses in die Schwingungen der Liebe umzuwandeln und zwar bei sich selbst wie auch bei anderen.

Viele von euch, die diese Zeilen lesen, haben persönliche Erfahrungen in dem unwillkürlichen, raschen Übergang von Liebe zu Hass und umgekehrt, bei sich selbst und bei anderen. Ihr werdet daher die Möglichkeit dieses Überganges mit Hilfe des Willens, durch Anwendung der hermetischen Formeln, verstehen.

"Gut und Böse" sind auch nur die Pole desselben Dinges, und der Hermetiker beherrscht die Kunst, Böses in Gutes umzuwandeln durch die Anwendung des Prinzips der Polarität. Kurz, die Kunst der Polarisation ist ein Teil der mentalen Alchimie, der den alten und den modernen hermetischen Meistern bekannt ist und von ihnen ausgeübt wird. Wer dieses Prinzip versteht, ist fähig, seine eigene Polarität wie auch die Polarität anderer zu ändern, wenn er dem Studium, das zur Beherrschung dieser Kunst notwendig ist, die entsprechende Zeit widmet.

 

2.5 Das Prinzip des Rhythmus

 

"Alles fließt; aus und ein; alles hat seine Gezeiten; alles hebt sich und fällt, der Schwung

des Pendels äußert sich in allem; der Ausschlag des Pendels nach rechts ist das

Maß für den Ausschlag nach links; Rhythmus gleicht aus." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass sich in allem eine abgemessene Bewegung, hin und her, äußert; ein Fluten und Einfluten; ein Rückwärts und Vorwärtsschwingen; eine pendelartige Bewegung; eine gezeiten gleiche Ebbe und Flut; eine Hoch-Zeit und eine Tief-Zeit; zwischen den beiden Polen, die in Übereinstimmung mit dem eben besprochenen Prinzip der Polarität existieren.

 

Es gibt immer eine Aktion und eine Reaktion;

einen Fortschritt und einen Rückschritt;

ein Steigen und ein Fallen;

und dies in allen Angelegenheiten des Universums, der Sonnen, Welten, Menschen, Tiere, des Geistes, der Energie und der Materie.

Dieses Gesetz äußert sich in der Erschaffung und Zerstörung der Welten; im Aufstieg und Verfall der Nationen; im Leben aller Dinge; und schließlich auch in den mentalen Zuständen der Menschen (und gerade im Zusammenhang mit letzteren finden die Hermetiker das Verständnis dieses Prinzips am wichtigsten).

Die Hermetiker haben dieses Prinzip erfasst, da sie seine universale Anwendung erkannten; sie haben auch gewisse Mittel entdeckt, um durch Anwendung geeigneter Formeln und Methoden der Wirkung dieses Prinzips in sich selbst zu begegnen. Sie wenden das mentale Gesetz der Neutralisation an. D.h. sie können das Prinzip nicht aus der Welt schaffen, können seine Wirkung nicht aufheben, aber sie haben gelernt, seine Wirkungen auf sich selbst bis zu einem gewissen Grade, der von der Beherrschung des Prinzips abhängt, zu vermeiden!

Sie haben gelernt, es zu gebrauchen, statt von ihm gebraucht zu werden. Die Kunst der Hermetiker besteht in dieser und ähnlichen Methoden.

Die hermetischen Meister polarisieren sich auf jenen Punkt, auf welchem sie zu ruhen wünschen und neutralisieren dann die rhythmische Pendelschwingung, welche sie zum anderen Pol tragen wollte.

Alle Individuen, welche irgendein Maß von Selbstbeherrschung erlangt haben, tun dies bis zu einem gewissen Grad, mehr oder weniger unbewusst; aber der Meister tut es bewusst und mit Hilfe seines Willens. Er erreicht einen Grad von Gleichgewicht und mentaler Festigkeit, der für die Massen, die gleich einem Pendel vor- und rückwärts geschwungen werden, kaum glaublich ist.

Dieses Prinzip und das Prinzip der Polarität wurde von den Hermetikern eingehend studiert, und die Methoden des Entgegenwirkens, der Neutralisation und der Gebrauch derselben bilden einen Hauptteil der hermetischen mentalen Alchimie.

 

2.6 Das Prinzip von Ursache und Wirkung

 

"Jede Ursache hat ihre Wirkung; jede Wirkung hat ihre Ursache;

alles geschieht gesetzmäßig; Zufall ist nur ein Name für ein

unerkanntes Gesetz, es gibt viele Pläne von Ursachen,

aber nichts entgeht dem Gesetz." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass jede Wirkung ihre Ursache hat; dass jede Ursache eine Wirkung hervorbringt. Es erklärt, dass "alles gesetzmäßig geschieht" dass nichts sich "nur zufällig ereignet, dass es keinen Zufall gibt"; dass unter den verschiedenen Plänen von Ursache und Wirkung die höheren Pläne die niederen beherrschen, dass aber nichts jemals ganz dem Gesetz entgeht.

Die Hermetiker verstehen die Kunst und die Methoden, sich bis zu einem gewissen Grad über den gewöhnlichen Plan von Ursache und Wirkung zu erheben; indem sie sich mental zu einem höheren Plan erheben, werden sie aus Wirkungen zu wirkenden Ursachen.

Die Massen des Volkes werden weitergetragen, sie gehorchen der Umgebung; den Willen und Wünschen anderer, die stärker sind als sie; der Vererbung; Suggestion; und noch anderen äußeren Ursachen, von denen sie gleich Schachfiguren über das Brettspiel des Lebens bewegt werden.

Die Meister aber erheben sich zu den höheren Plänen und beherrschen so ihre Stimmungen, Charaktere, Eigenschaften und Kräfte ebenso gut wie ihre Umgebung; sie werden Spieler statt Spielfiguren.

Sie helfen das Spiel des Lebens zu spielen, statt von anderem Willen und von ihrer Umgebung gespielt und bewegt zu werden. Sie wenden die Prinzipien an, statt ihre Werkzeuge zu sein.

Die Meister sind der Kausalität der höheren Pläne unterworfen, aber sie helfen, den eigenen Plan zu beherrschen.

 

In dieser Darlegung ist eine Welt hermetischen Wissens enthalten - lebe sie, wer kann.

 

2.7 Das Prinzip des Geschlechts

 

"Geschlecht ist in allem; alles hat sein männliches und sein weibliches

Prinzip in sich; Geschlecht offenbart sich auf allen Plänen." - Das Kybalion

 

Dieses Prinzip enthält die Wahrheit, dass in allem sich das Geschlecht offenbart, dass das männliche und das weibliche Prinzip immer tätig sind.

 

Dies trifft nicht nur auf den physischen Plan, sondern auch auf

den mentalen und sogar auf die spirituellen Pläne zu.

 

Auf dem physischen Plan äußert sich das Prinzip als "Sex", Sexualität; auf den höheren Plänen nimmt es höhere Formen an, das Prinzip aber bleibt immer dasselbe. Keine Schöpfung, sei sie physisch, mental oder geistig, ist ohne dieses Prinzip möglich.

Das Verständnis seiner Gesetze wird so manche Tatsachen erhellen, welche den Menschenverstand verblüfft haben.

Das Prinzip wirkt immer in der Richtung von Zeugung, Neubildung und Schöpfung.

Alle Dinge, alle Personen enthalten in sich die zwei Elemente oder Prinzipien, d. h. dieses große Prinzip.

 

Jedes männliche Wesen enthält auch das weibliche Element;

jedes weibliche Wesen enthält auch das männliche Prinzip.

 

Wenn ihr die Philosophie der mentalen und geistigen Schöpfung, Zeugung und Neubildung verstehen wollt, dann müsst ihr dieses hermetische Prinzip verstehen und studieren. Es enthält die Lösung vieler Rätsel des Lebens.

Wir warnen euch: Dieses Prinzip hat keinerlei Beziehungen zu den zahlreichen gemeinen, verderblichen und erniedrigenden lüsternen Theorien, Lehren und Praktiken, die unter phantastischen Namen gelehrt werden und die eine Entweihung dieses großen Naturprinzips sind.

Solche gemeine Wiederbelebung der alten berüchtigten Formen des Phallizismus verdirbt Gemüt, Körper und Seele. Die hermetische Philosophie hat immer eindringlich vor diesen niederen Lehren gewarnt, die nur dazu geeignet sind, Begierden und Zügellosigkeiten zu wecken und das Prinzip der Natur zu verdrehen. Wenn ihr solche Lehren sucht, müsst ihr anderswo hingehen, die hermetische Lehre enthält nichts Derartiges.

 

Dem Reinen ist alles rein; dem Gemeinen ist alles gemein.